Was ist das Innere Kind?


Wir alle kennen Situationen, in denen wir uns nicht adäquat zu Außen-Ereignissen verhalten. Trotz unseres erwachsenen Ichs und des klar denkenden Verstandes, werden wir manchmal von Gefühlsäußerungen überschwemmt. Wir fühlen uns ausgeliefert, ängstlich und verlassen oder fühlen vielleicht Ohnmacht und Wut.

Das alles sind Situationen, in denen sich „das innere Kind“ meldet.

Diese starken Emotionen und die daraus resultierenden Handlungen passen beim genaueren Hinschauen nicht zur auslösenden Situation. 

Das Innere Kind ist eine Metapher für unbewusste Anteile unserer Persönlichkeit, die in der Kindheit geprägt wurden. Wie mit unseren Bedürfnissen umgegangen wurde, was wir erlebt haben, hat großen Einfluss auf unser Verhalten im Erwachsenenalter.

  • Fühlten wir uns als Kind sicher und geborgen oder eher unsicher und ängstlich?
  • Wurden wir gesehen und gehört oder fühlten wir uns nicht verstanden, nicht wichtig?
  • Hatten wir das Gefühl erwünscht und in Ordnung zu sein oder fühlten wir uns abgelehnt?
  • Durften wir uns unserem Alter entsprechend eigenständig entwickeln oder wurden wir eingeengt, überbehütet oder mussten wir Rollen übernehmen, die uns überfordert haben?
  • Gab es vielleicht sogar traumatische Erlebnisse?


Innere-Kind-Arbeit im Detail
Wir alle haben das Bedürfnis, uns geborgen, sicher und willkommen zu fühlen und damit Vertrauen ins Leben zu haben. Oft suchen wir im Außen den Schutz, die Geborgenheit und Sicherheit, die wir als Kind nicht erfahren haben.

Als Kind sind wir auf Hilfe und Unterstützung angewiesen und somit abhängig. Wir sind darauf angewiesen, dass VON AUSSEN auf unsere Bedürfnisse mit Aufmerksamkeit reagiert wird und wir von unseren Bezugspersonen Zuwendung und Liebe bekommen. Im besten Fall kann sich eine sichere Bindung zu den Eltern entwickeln. Wir fühlen uns sicher und geborgen und in uns kann Vertrauen wachsen. Wird im Laufe des Entwicklungsprozesses auch unsere Autonomie gefördert, so können wir unseren eigenen Raum entdecken. Wir können lernen, uns abzugrenzen, unseren eigenen Weg mit Selbstvertrauen zu gehen und uns um uns selbst zu kümmern.

Nicht immer können unsere Bezugspersonen uns das geben, was wir brauchen. Wir erleben auch Verletzungen, Ungerechtigkeit, fühlen uns ungeliebt, hilflos, alleine und sind verzweifelt. Gefühle der Angst, Wut, Trauer oder auch Schuld können entstehen. Werden unsere Bedürfnisse über einen längeren Zeitraum nicht erfüllt, bekommen wir zu wenig Aufmerksamkeit oder sind sehr schwierigen Situationen ausgesetzt, entwickeln wir negative Glaubenssätze, wie z. B.
  • ich genüge nicht,
  • ich kann nicht vertrauen,
  • ich bin an allem Schuld,
  • ich bin wertlos, …
und beziehen das Verhalten der Bezugsperson auf uns. Es ist aber nicht die Wahrheit, die in dem Glaubenssatz steckt, sondern die Interpretation des Kindes, das in seiner Abhängigkeit und in seinen nicht erfüllten Bedürfnissen das Verhalten der Eltern auf sich bezieht. Wenn z.B. der Papa sich nicht um mich kümmert oder oft böse ist, dann muss mit mir etwas nicht in Ordnung sein. So entsteht z.B. der Glaubenssatz: „Ich genüge nicht“.

Diese negativen Glaubenssätze erzeugen in einem Kind, das ja abhängig ist, tiefe Gefühle der Ausweglosigkeit und/oder Angst. Je stärker diese Gefühle sind, desto tiefer werden sie weggesperrt, um sie NIE mehr fühlen zu müssen. Um mit dieser schwierigen Lebenssituation, den Verletzungen, den Kränkungen umgehen zu können, aber auch um Zuwendung und Aufmerksamkeit zu bekommen, entwickeln Kinder Schutzstrategien und damit neue Verhaltensweisen.

Zum Beispiel entwickelt sich das Kind zum braven und angepassten Kind, um dadurch Zuwendung zu erhalten, bzw. entwickelt nach und nach ein Perfektionsstreben. Suche nach Anerkennung, Harmoniestreben, Konfliktvermeidung und Rückzug gehören auch in die Gruppe der Schutz- bzw. Bewältigungsstrategien.

Diese Verhaltensweisen werden mit ins Erwachsenenalter genommen. Wir folgen dann unbewusst weiter diesem Muster und vertrauen/folgen nicht der inneren Stimme, dem Wesen. Dieser unbewusste Teil der Persönlichkeit agiert noch immer so als wären wir das kleine Kind von damals, das im Mangel ist und dessen Bedürfnisse nach Liebe und Schutz nicht erfüllt werden. So bleiben wir auch als Erwachsene/r vom Außen abhängig und verharren unbewusst im Glauben, dass Andere, also zum Beispiel unser Partner, für die Bedürfnisse verantwortlich sind.

Auch übernehmen wir in der Kindheit die Wertsysteme der Eltern, lernen von ihnen und kopieren unbewusst deren Verhaltensweisen. Das bedeutet, dass manchmal Verhaltensmuster über Generationen weiter gegeben werden können.


Beispiel
Um ein Verständnis für unser Verhalten zu entwickeln, ist es auch wichtig unser Gehirn zu verstehen:
  • Reiz: Trigger von Außen
  • Interpretation: z. B. Ich bin nicht wichtig = Glaubenssatz
  • Gefühl: z. B. Zorn/Wut
  • Handlung: z. B. Vorwürfe, Streit
Beispiel

Mein Partner vergisst eine Sache, die ich ihm aufgetragen habe. = Reiz, Trigger Reagiere ich „erwachsen“, so bin ich vielleicht kurz ungehalten, weil ich enttäuscht bin. Ich frage nach dem warum, bespreche das Ereignis kurz, mein Partner entschuldigt sich vielleicht und nach wenigen Minuten ist die Situation geklärt.

Spielt das Inneres Kind mit, so interpretiert mein Hirn diese Frustration, das nicht Erfüllen meines Bedürfnisses mit dem Glaubenssatz aus der Kindheit: ICH BIN NICHT WICHTIG – ICH GENÜGE NICHT, …. etc. = Interpretation. Nicht der Andere hat einfach etwas vergessen – was schade ist – sondern mein Gehirn interpretiert: Ich bin nicht wichtig.

Infolge dieser Interpretation kommen Gefühle von früher in mir hoch. Wie es sich damals angefühlt hat, nicht wahrgenommen, nicht geliebt zu werden. Als Folgegefühl kann sich auch Wut zeigen, damit ich mit diesem anderen schlimmen Gefühl nicht in Kontakt kommen muss. = Gefühl

Da ja mein Partner der Auslöser für mein negatives Gefühl war, projiziere ich meine Wut, meine Kränkung etc. auf ihn. Vorwürfe und Streit sind dann häufig das Ergebnis. = Handlung


Was kann ich tun?
Wenn ich mir all diese Vorgänge bewusst mache, bin ich nicht mehr ausgeliefert. Ich kann meine Glaubenssätze erkennen und lernen, neue Sichtweisen zu entwickeln und auch meine Schutzstrategien verändern. Die Situationen von damals, die Kränkungen und Verletzungen sind vorbei!!! Ich kann die Verantwortung für mich übernehmen und entscheiden WIE ich in bestimmten Situationen reagiere. Ich kann entscheiden was mir gut tut und was nicht. Ich kann ungesunde Situationen verlassen, kann Probleme besprechen und auch um etwas bitten. Ein Kind kann das noch nicht – ein Erwachsener schon.

Das heißt auch, dass es wichtig ist Verständnis und Mitgefühl für diesen kindlichen Anteil zu entwickeln, mich in meiner Verletztheit anzunehmen und bewusst damit umzugehen.

Meine Arbeitsweise

Bei der Arbeit mit dem Inneren Kind folge ich gerne der Einteilung von Stefanie Stahl, die unsere Prägungen in das Sonnen- und Schattenkind und das Erwachsenen-Ich einteilt.

Das Sonnenkind ist die Metapher für unsere positiven Prägungen und Glaubenssätze: „Ich bin liebenswert“, „Ich genüge“, „Ich kann vertrauen“,… Dazu gehören auch Eigenschaften wie Spontanität, Neugierde, Lebensfreude, die Fähigkeit ganz im Moment zu sein. Das Sonnenkind steht auch für das Potential, im Erwachsenenalter unsere Muster und Glaubenssätzen positiv verändern zu können.

Das Schattenkind steht für unsere negativen Prägungen und Glaubenssätze und für unsere Schutzstrategien. „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich bin nicht wichtig“. Daraus resultieren Gefühle wie Trauer, Angst, Hilflosigkeit oder Wut.

Das Erwachsenen Ich ist unser klar und logisch denkender Verstand, der in der Inneren-Kind-Arbeit eine ebenso große Bedeutung hat wie die emotionalen Anteile.


Ziel der Inneren-Kind-Arbeit
Mit der Inneren-Kind-Arbeit unterstütze ich Sie dabei, Ihr Sonnenkind zu entdecken und die Ressourcen und Qualitäten, die Sie bereits in sich haben, zu erkennen.

Wir kümmern uns gemeinsam um die nicht beachteten, verletzten Teile – Ihr Schattenkind. Ich unterstütze Sie dabei, den Schmerz und die Not des kleinen Kindes wahrzunehmen und ihm liebevoll zu begegnen. Sie werden lernen, aus Ihrer Abhängigkeit von Außen heraus zu gehen, neue Strategien zu entwickeln und selbstwirksam und selbstverantwortlich Ihren Weg neu zu gehen.

Themen, die wir beleuchten können:
  • Verantwortung für das eigene Leben übernehmen
  • Eigene Gefühle wahrnehmen und annehmen
  • Negative Glaubenssätze und Schutzstrategien erkennen und annehmen
  • Danke sagen zu den Anteilen, die uns in der Kindheit beschützt haben und sie auch verabschieden, weil sie heute nicht mehr hilfreich sind
  • Neue Glaubenssätze und Strategien entwickeln
  • Erkennen und Nachnähren der Bedürfnisse von damals – lernen um etwas zu bitten
  • Das Sonnenkind entdecken
  • Möglichkeiten finden, sich selbst mit Liebe, Mitgefühl, Nachsicht und auch Humor zu begegnen
  • Sich anderen zuzumuten
  • Andere auch einmal zu enttäuschen, um sich selbst treu zu sein
  • Dankbar zu sein für das, was man bekommen hat
  • Vergeben können, dass die Eltern einem etwas nicht geben konnten
  • Aus der Loyalität zur Herkunftsfamilie heraustreten, wenn sie schadet
  • Eigene wahre Bedürfnisse entdecken und das wahre Ich hinter den Mustern zum Vorschein bringen
So gehen wir eine liebvolle Verbindung mit diesen verletzten Anteilen ein und werden uns selbst guter Vater und gute Mutter. In diesem Veränderungsprozess werden gebundene Energien, die für die Aufrechterhaltung der Schutzstrategien gebraucht wurden, wieder frei und stehen uns für neue Wege der Lebendigkeit zur Verfügung.